In nebeligen Zeiten VI

Corona Tagebuch Woche 6

Am Ostermontag die Frage „ Wo können wir spazieren gehen?“ An sonnigen Tagen wie heute ist die halbe Stadt in den stadtnahen Wäldern und Wiesen unterwegs. Die innerstädtischen Parks und der beliebteste Auslauf der Hamburger, die Außenlaster, sind belebt wie immer. Jogger die keuchend und schwitzend knapp die Spaziergänger passieren, scheinen so gar nicht den Corona Verordnungen zu entsprechen. 

Auf nach Finkenwerder. Ursprünglich eine Elbinsel ist es heute ein Hamburger Stadtteil. Schnell ist entschieden, das wir nicht mit dem Rad via Hafenfähre auf die Halbinsel kommen wollen. Das ist der beliebteste Weg, auch weil man dort weiter ins alte Land radeln kann. Was wir gesucht haben finden wir im Ostteil, mit dem Auto in 20 Minuten über die Elbbrücken zu erreichen, Natur pur (fast) nur für uns.

Die Landidylle weckt meinen langgehegten Wunsch außerhalb der Stadt zu wohnen oder wenigstens ein Freizeit Domizil zu haben, der Treffpunkt für die ganze Familie im Grünen. Die Kinder unserer städtischen Nachbar Wohnungen haben ihren täglichen Treffpunkt im Gemeinschaftsgarten. Während die  „wilde Hatz“ tobt träumen wir uns zurück an die Elbe zwischen  Apfelbaum Plantagen und bunten Fachwerkhäusern.

Mittwochnachmittag findet eine weitere Telefon Konferenz der Landesminister mit der Bundeskanzlerin statt. Wie so oft  versuchen Journalisten im Vorfeld jeder Art von Experten Prognosen zu entlocken oder stützen sich auf sichere Quellen im Internet.  Meine Nachbarin weiß schon am Vormittag welche Beschlüsse erst in einigen Stunden verkündet werden. Wissensvorsprung ist die neue Währung.

In der anschließenden Pressekonferenz erfahren wir von Frau Merkel die neuen Corona Anordnungen. Wie immer wenn die Lage ernst ist, im Ton sachlich und die Lippen schmal. Der bayrische Ministerpräsident gewohnt blumig und ausschweifend mit einer ordentlichen Portion Eigenlob. Halt die BlauweißKöniglichen:) Mir gefällt der norddeutsche Tonfall des Hamburger und des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters besser. 

Der Inhalt der Pressekonferenz bleibt, unabhängig von der Tonfärbung, erstmal unklar. Welche Läden dürfen wann öffnen, welche Schüler wann zur Schule, Maskenpflicht oder Gebot? Zwei Tage später verkünden dann die Ministerpräsidenten der Länder was im jeweiligen Bundesland gilt. Einheitlich solidarisch geht anders.

Das Sorgen und Kümmern um sich selbst zeigt sich in der Corona Krise in jeder Größe. Angefangen bei den Schlachten ums Klopapier im Supermarkt bis zur Beschaffung von Desinfektionsmittel und Mundschutz durch Regierungen. Absoluter Höhepunkt das durch die amerikanische Regierung „gekaperteFlugzeug“ beladen mit Schutzmasken. America first.

Innerhalb der europäischen Union kann von Solidarität auch keine Rede sein.   Jedes Land „sorgt für sich selbst“ und versucht dabei kompetenter als der Nachbar zu sein. Weltweit agierende Organisationen die internationale Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem, sozialen und humanitären Gebiet fördern soll, treten in dieser Zeit erst gar nicht in Erscheinung.

In Deutschland scheinen die Politiker auf Kommunaler-Landes- und Bundesebene keine Chance verstreichen zu lassen sich zu positionieren und zu profilieren. Ein Schelm der Böses dabei denkt.