Der erste Pilgertag beginnt um 6.30 per Weckruf. Nazareth ist wolkenverhangen und regnerisch. Ein trüber Ausblick. Eine halbe Stunde später folgt der nächste: im Frühstücksraum speisen ca. 100 Indonesische Gäste bester Laune und sehr gesprächig. Da hilft nur eins, Rückzug. Ich flüchte samt Frühstück zurück auf mein Zimmer. Willkommen im Pauschal Tourismus.
Das Pilgerprogramm beginnt mit dem Besuch der beiden Verkündugungskirchen in Nazareth: die Gabrielkirche und die Verkündigungsbasilika, beide erbaut an Wasserquellen an denen Maria selbiges geschöpft hat. Hier ist ihr der Erzengel Gabriel erschienen und hat ihr die Geburt Jesu verkündigt. Pastor Lohse spricht vom Wort, das Fleisch geworden ist.
Liebe – ist möglich wenn wir die Bilder loslassen die wir uns von (einem) Menschen machen, ist ein kurzgefasstes Zitat von Max Frisch. Mich hat diese Erkenntnis heute morgen zutiefst berührt. „Dies ist auch der Grund, warum ihr auf dieser PIlgerreise seid; euch anders und neu zu erleben und alte Bilder von euch loszulassen“, gibt Bernd uns mit in diesen Tag.
In der christlich orthodoxen Gabrielkirche werden während unseres Besuchs die Liturgien gesungen. Täglich wird so das Wort Gottes in die Welt gegeben. Dieses Ritual ebenso wie das Küssen der Ikonen als Blick in den Himmel wecken ein Gefühl von Befremdung und Interesse.
Die Verkündugungsbasilika erreichen wir auf kleinen Gassen quer durch die Altstadt mit ihren Ständen voll Orangen, frischen Datteln, Distelwurzeln, goldverzierten Mokka Kännchen und schrillbunten und/oder blinkenden Souvenirs.
Die Basilika ist die größte Kirche Israels erbaut in den 60er Jahren im Stil des Brutalismus vom italienischen Archtiekten Giovanni Muzio. Es geht um Beton, viel Beton. Ob mich die Kirche nachhaltig beeindruck hat, kann ich heute noch nicht sagen. Die Kuppel, die einen fast emporzuziehen scheint, hat es auf jeden Fall.
Marienbilder aus der ganzen Welt und wunderschöne Kirchenfenster sind mein fotografisches Souvenir aus dieser besonderen Kirche.
Und wo sind die anderen Pauschal Touristen? Alle hier auf dem Vorplatz der Kirche: eine Gruppe mit grünem Schal, eine mit roter Schirmmütze, eine mit weißen Kappen. Na also!
Auf unserem Weg nach ZIppori und Kanaan wartet noch viel Erzählenswertes. Soviel sei gesagt – es geht endlich auf den Jesus Trail, wandern.
Meinen Tag beschließt der Muezzin im frühen Abenddunkel in der Moschee mit grün/pink/lila Minarett direkt hinter unserem Hotel. Gute Nacht Nazareth.