Jerusalem

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Die Skyline von Jerusalem. Ein Ah!und Oh! geht durch den Bus. Wir nähern uns dem Höhepunkt unserer Pilgerung. Erstmal bleibt es aber ganz irdisch: Equipment wie Regenjacken, Sportschuhe, Wanderstöcke liegen zum spontanen Gebrauch immer im Bus. Heute muss alles mit, der Bus und Adel haben 2 freie Tage. Jeder stopft seinen Rucksack randvoll oder entscheidet sich, so wie ich, ein paar Dinge zurückzulassen. Am Java Tor, einem Eingang zur Jerusalemer Altstadt, holt ein Traktor die Koffer  ab und fährt sie durch die engen Gassen zu unserem Quartier, dem Lutheraner Hospiz. Die Sache mit dem kleinen Gepäck muss ich noch üben.

Zu den letzten Stätten die Jesus vor seinem Tod aufgesucht hat, gehört der Garten Gethsemane und die Kirche der Nationen, auch Todesangstbasilika genannt. Beides erreichen wir auf unserem Weg durch das Kidrontal, sanft hügelig mit wunderschönen alten Olivenbäumen.

Der Garten ist überraschend klein. Hier wurde Jesus in der Nacht vor seiner Kreuzigung von Judas verraten. Inmitten der schönen Blumen und der alten Olivenbäume herrscht heute eine friedliche Stimmung.  Der Felsblock auf dem Jesus vor seiner Verhaftung gebetet haben soll, ist in der Kirche zu finden. Antonio Barluzzi hat sie erbaut, den Namen haben ihr die vielen weltweiten Spender gegeben: Kirche der Nationen.

Durch das Damaskus Tor gelangen wir in die Altstadt. Wie schon gestern angekündigt, gibt es entlang der „aufgereihten Sehenswürdigkeiten“ nur kurze Stopps und Infos um eine grobe Orientierung zu bekommen.

Zisterne von Bethesda, Kirche St. Anna, Stationen der Via Dolorosa, Antonia Festung, Geißelungskapelle, Verurteilungskapelle, Grabeskirche, Erlöserkirche.

Die Zisterne von Bethesda ist einer der kurzen Stopps. Woher kommt denn dieser wunderbare Gesang? Bertils Erklärungen können mich nicht halten, ich gehe zurück zur Basilika St. Anna direkt gegenüber. Was für eine Akustik. Einer 20- köpfigen Gruppe Amerikaner begleitet von einer Chorleiterin verdanken wir diesen Genuss. Chorwechsel. Stille Nacht, heilige Nacht auf Spanisch oder Portugiesisch, mit einer umwerfenden Solistin- wow! Inzwischen ist unsere gesamte Gruppe hier eingetroffen. Bernd arrangiert eine kleine Zeitspanne für uns. Jede Gruppe kann nach Anmeldung hier singen, sollte aber nicht jede – wir begeistern wenig Zuhörer.

Die Kapellen der Geißelung und Verurteilung lassen uns wieder kurz stoppen. Es ist die 2. Station auf der Via Dolorosa, visavis der alten Antonia Festung, dem Ort der Verurteilung durch Pontius Pilatus, 1. Station auf dem Leidensweg Christi. Was bringt die Menschen dazu mit dem Kreuz auf dem Rücken die 14 Stationen bis zur Grabeskirche zu gehen? Kaum habe ich diesen Gedanken beendet, setzt sich die erste Gruppe in Gang. Frank flüstert mir noch zu, dass man ein Kreuz kostenlos und einen Fotografen buchen kann. Es wird Zeit zu gehen.

Bertil führt uns durch die belebten Gassen des Suq. Ich muss aufpassen an der Gruppe dranzubleiben. Ein Fotomotiv jagt das nächste. Hoffentlich finde ich mich morgen hier alleine zurecht? Die Grabeskirche ist unser letzter Stopp. Der Vorplatz ist vollkommen überfüllt und aus dem Inneren strömen die Menschen ohne Unterlass. Die Prozession trifft auch gerade ein. Morgen früh um 5.00 öffnet die Kirche und wir werden hier sein.

Unser Quartier liegt gleich um die Ecke. Die Zimmer sind klein und sehr schlicht. Entschädigt werden wir dafür mit einem atemberaubenden Blick von der Dachterrasse auf die Altstadt zwischen Felsendom und Grabeskirche.