In nebelige Zeiten I

Corona Tagebuch – Woche 1

In den ersten unklaren Tagen der Ankunft Corona in Deutschland wird mein fünftes Enkelkind geboren. Einschränkungen im Krankenhaus gibt es noch nicht. Ich fahre nochmal nach Berlin um den neuen Erdenbürger und die vier anderen Enkel zu sehen. 

Husten, Nase laufen, Niessen? Bloß nicht, alles ganz unpassend jetzt.  

Drei Tage später auf der Rückfahrt, im RBB die Gewissheit: Schul- und Kita Schließung, Theater und Kinos geschlossen, Konzerte werden abgesagt. Am Nachmittag das gleiche Szenario für Hamburg. Auf der Autobahn zwischen Berlin und Hamburg ist meine Welt noch in Ordnung, der Wagen schnurrt dahin, die Musik ist nach meinem Geschmack, und Corona wohl auf einem anderen Stern.

Seit Anfang der Woche geht dieses verrückte Gerücht mit dem Klopapier und den Nudeln um. Wir überzeugen uns am Abend selber: diese Regale sind leer. Wochenendeinkauf ist unser Plan oder darf es noch etwas mehr sein? Ich kann mich dem Gedanken, was wir im Notfall, was immer das 2020 in Mitteleuropa bedeuten mag, brauchen nicht entziehen. So landen Obst im Glas, Toast, Käse und Wurst mit Ablauf Mai, muss man drauf achten:)  in größeren Mengen auch im Wagen. Stehen Chips und Schokolade auch auf der Liste vom Bundesministerium für Ernährung? 

„ Ich lege doch jetzt keinen Hamstervorrat an“, nein zu denen möchte ich nicht gehören. Nur das Notwendige funktioniert aber auch nicht. Wohl überlegt sollte es auch sein, kopflos gestatte ich mir nicht. Was da so alles los ist zwischen Sorgen-losigkeit, Sinnvoll-los, Un-solidarisch. 

Ähnliche Gedanken meine ich auch bei anderen Einkäufern zu erkennen. Denen die nur 3 Dinge mit Leichtigkeit zur Kasse schieben, denen die offen über die Hamsterkäufer lästern und wütend die leergekauften Regale absuchen und alles dazwischen.

Lebensmittelvorräte anlegen ist das Gebot der Stunde. Das Medikamente auch gehamstert werden ist mir heute noch nicht klar. Desinfektionsmittel sind schon seit einer Woche ausverkauft. Ich bin noch zuversichtlich das Nachschub kommt. 

Am Freitag dieser Woche fühlen wir uns mit gut gefülltem Kühlschrank und zwei kleinen Flaschen Handdesinfektion gut gewappnet. 

Fernsehen, Radio, Internet, Zeitung egal welches Medium ich an diesem beginnenden Woche bemühe, Corona ist allgegenwärtig. Keinen Nachrichten vom immer noch andauernden 3-jährigen Krieg in Syrien, keine Meldungen vom Flüchtlingsstrom der an der europäischen Grenze in Griechenland festsitzt. Die Bilder und Zahlen aus China, dem ersten und Ausgangsland der Epidemie, schockieren und lassen uns mutmaßen wie und wie schnell die Verbreitung in Europa sein wird.

Am Samstag rechnen wir in unserem Geschäft mit wenigen Kunden und der Entscheidung der Bundesregierung, alle Geschäfte zu schließen. Beides erweist sich mehr als berechtigt.