Battir – Beit Sahur – Bethlehem

Vor unserer Abreise ein letzter Blick in den wunderschönen Garten des Lutheraner Hospiz. Ich möchte noch einmal nach Jerusalem kommen und wieder hier wohnen. Eine Oase inmitten der Altstadt mit traumhaftem Ausblick.

Durch die palästinensischen Autonomiegebiete geht es auf der Straße 60, die von Nazareth nach Hebron in Nord/südlicher Richtung führt, zu den Hirtenfeldern und der Geburtskirche in Bethlehem.

Wir befinden uns jetzt in einer sogenannten A- Zone des Westjordanland. Direkt nach dem Checkpoint weist ein übergroßes Straßenschild darauf hin, dass Israelis hier keinen Zutritt haben. Sie steht unter alleiniger Verantwortung der Palästinenser, die B-Zone unter administrativer palästinensischer Verwaltung und israelischer Sicherheitsverantwortung, die C-Zone in israelischer Verwaltung und Sicherheitsverantwortung. Ausgehandelt als Oslo Abkommen soll die A-Zone ein erster Schritt in Richtung zwei Staaten Lösung sein.

Die Terrassengärten von Battir sind unser erster Stopp. Sie gehören zum Unesco Welterbe. Zu allen Zeiten haben Menschen hier Landwirtschaft betrieben. Im Tal zieht sich der Weg durch Olivenhaine. „Sieht aus wie auf Mallorca.“ Mediterrane Landschaft.

Zeit für eine Geschichte aus der Bibel. Ahab, Isebel und ein Weinberg. Inmitten der Weinreben um uns herum passend. „Ahab begehrte Nahobs Weinberg. Als dieser sich weigert sich von dem Erbe, das Gott seinen Vätern geschenkt hatte, zu trennen, veranlasst Isebel seinen Tod und gebot Ahab, den Weinberg in Besitz zu nehmen.“ Es geht um Gewalt, Blut vergiessen, Demütigung, Verrat. „Ahab demütigte sich vor Gott“

„Warum erzähle ich euch diese Geschichte? Gott ist nicht in der Gewalt, nicht in dem Geschrei, nicht in dem Geschrei der Hamas. Gott ist in dieser friedlichen Natur. Gottes Werk ist vollbracht wenn Frieden herrscht“.

Bernds Erklärung läßt uns etwas ratlos zurück. Menschen haben das alles in sich. In kleinen Gruppen wird die Diskussion nach dem Warum und Wieso weitergeführt. Zwei Pilgerinnen sprechen von Jesus, als ob er täglich an ihrem Küchentisch säße. Ich bin irritiert über soviel Gewissheit.

IMG_2895

Nächste Station an diesem Tag ist Daher`s Weinberg. Es ist die Farm des Palästinensers Daoud Nassar, der dort das Friedensprojekt Zelt der Nationen betreibt. Die Familie Nassar darf keine Gebäude auf ihrem Grund und Boden errichten. In unmittelbarer Nähe entstehen monumentale israelische Siedlungen. Daher´s Toiletten sind Holzverschläge mit kompostierbaren Behältnissen. Wasser und Strom beschaffen sie selber. Seit über 20 Jahren „halten sie diese Stellung“ auf ihrem Land, wo sie ökologischen Obst, Gemüse-und Weinanbau betreiben. In einem einstündigen Vortrag erklärt uns einer der Brüder das Projekt. Bei einem abschließenden Rundgang erstehen wir die Früchte ihrer Arbeit: Rotwein, Kräuter, Marmelade, Mandeln. Viel Applaus und Anerkennung gibt es von der Gruppe.

Daoud Nasser reist durch die ganze Welt um sein Projekt bekannt zu machen und Spenden zu sammeln. Ich habe ein paar seiner Prospekte mitgenommen um in Hamburg davon zu erzählen.

Unweit von Bethlehem, in Beit Sahur, besuchen wir die Hirtenfelder auf denen, laut Überlieferung, den Hirten die Geburt Jesu verkündet wurde. Hier ist die Situation mit den arabischen Händlern unangenehm. Ein Junge mit einem kleinen Schaf auf dem Arm versucht sich als Fotomotiv zu verkaufen. Hirtenflöten passend zum Hirtenfeld. Wir flüchten zur Franziskaner Kapelle.

IMG_2912

Der Stern von Bethlehem. Im Planetarium in Hamburg kann man sich den Sternenhimmel der Heiligen Nacht erklären lassen: das gemeinsame Leuchten von Jupiter und Saturn.

Die untergehende Sonne bescherrt uns eine leuchtende Kirchenkuppel. Mehr Erhellendes gibt es hier nicht zu entdecken. Bertil spricht von einer Höhle, in der sich die Hirten aufgehalten haben. Ställe hat es zu Christi Geburt Zeiten hier nicht gegeben. Die Überlieferung der Krippe im Stall kommt aus Italien und ist auf Franz von Assisi zurückzuführen.

Nochmal vorbei an den Arabern, die auch ihren Teil vom Christus Tourismus in Israel bekommen wollen, und dann auf nach Bethlehem. In einem völlig überfüllten Parkhaus wird der Bus abgestellt. Die Stimmung ist sofort bedrückend. Das erste Mal auf dieser Reise gibt es eine Anweisung von Bertil: „Zusammenbleiben und zügig laufen!“ Das Halbdunkel und die finster blickenden Mienen der Araber lassen uns den Rat gern befolgen.

Durch einen 1,2m hohen Eingang betreten wir die Kirche. Damit sollte im Mittelalter verhindert werden, das Ritter zu Pferd in die Kirche kamen. Im Inneren ist alles „weihnachtlich dekoriert“. Die Ikonostase, der griechisch orthodoxe Altar, ist beeindruckend. Vor dem Eingang zur Geburtsgrotte mit dem 14 zackigen Geburtsstein, wartet eine indonesische Gruppe auf Einlass. Bertils Plan, hier möglichst spät zu erscheinen, um die endlose Warteschlange  zu vermeiden, scheint aufzugehen. Ja, wenn da nicht die Indonesier wären. Je zwei von Ihnen legen sich in der Grotte unter den Altar und lassen sich fotografieren. Ich gehe nicht in die Grotte – Platzangst, Zeit mich umzusehen.

Ein zum Abschluss von uns angestimmtes Lied wird von einer Kirchen Aufsicht unterbrochen. “ Christen sind hier sicher willkommen?“ kann Bernd seinen Unmut schwer unterdrücken. „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht einmal in deinem Herzen, so bliebest du verloren“.

IMG_2941