Geht doch! Blankenese – Buxtehude

Samstagmorgen um 8.00 setze ich meinen roten Tagesrucksack auf. Wie ein Signal öffnet sich mein Herz und ich spüre die Freude “ Ich bin wieder auf dem Weg.“

In Blankenese schließe ich mich der ökumenischen Pilgergruppe für Klimagerechtigkeit an. Ziel des in Flensburg gestarteten Weg ist Paris, wo Anfang Dezember die Welt- Klimakonferenz stattfindet.

Tagespilger begleiten die  Pilgergemeinschaft heute bei der Elbeüberquerung bis zum Tagesziel in Buxtehude. In Altona bin ich mit einem Freund verabredet und auch der Pilgerpastor der St. Jacobi Kirche stößt zu uns. Ich freue mich immer wenn er dabei ist! In der Kirche am Markt in Blankenese findet ein Gottesdienst statt. Bei Laudato Si, o mi Signore stimme ich mit ein und freue mich endlich den Mut aufzubringen mitzusingen. Bernds kräftige und wohlklingende Stimme an meiner Seite ist Unterstützung.

Den Reisesegen sprechen zwei muslimische Kirchenvertreter, ein jüdischer und die evangelische Pastorin der Marktkirche. Im Wunsch, das Klima auf unserer Erde zu schützen und Bewusstheit dafür zu schaffen, sind die Religionen an diesem Morgen in Hamburg vereint. Die Pilgergemeinschaft geht in einer kleinen Prozession zum Schiffsanleger Op`n Bullen, wo uns eine Fähre zur Überfahrt nach Cranz erwartet. Flankiert von Seglern, Opti´s und Ruderbooten geht es auf die andere Elbseite.

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Die Elbvertiefung und deren mögliche Folgen sind das Thema der Überfahrt. Ich geniesse den Blick auf Blankenese und den herrlichen Sonnenschein. Die Führung für den Weg übernimmt an Land ein Umweltbeauftragter / Ingenieur. Die 50 köpfige Pilgergruppe soll sich formieren, seinen Anweisungen Folge leisten, an roten Ampeln stehen bleiben, ordentlich zuhören und einiges mehr. Der Ton erinnert an Kaserne und irritiert mich.

Die erste Etappe folgt einem Deich bis zu unserer ersten kleinen Pause auf einem Obstbauernhof. Alles was aus Äpfeln hergestellt werden kann gibt es hier zu kaufen. Unser Weg hat immer weniger mit Pilgern gemein. Eine Teilstrecke direkt an der Strasse und eine weitere kurze Rast an eine Fischbude parallel zur Strasse ist der Moment, an dem ich übers Aussteigen nachdenke. Weit hinter uns sehe ich unseren Pilgerpastor leichten Schrittes mit seinem Pilgerstab den Rückweg antreten. Schade! Ich kann ihn verstehen.

„Ziehen wir das bis zum Ende durch?“ Mein Freund ist noch guten Mutes und so beschließen wir bis Jork weiterzumarschieren.  Ab jetzt ist dies für uns ein Klima Marsch. Der Weg geht wieder über den Deich. Schöne alte Fachwerkhäuser bestimmen das Bild und leckere Äpfel / Birnen / Pflaumen am Wegesrand verwöhnen Augen und Mägen. In Jork machen wir im Garten des Gemeindehaus eine längere Rast. Die Männer haben schnell Bänke und Tische an sonnige Stellen platziert. Mit einem frischen naturtrüben Apfelsaft lässt es sich dort herrlich in der Sonne ausruhen.

„Die auf einer Wurt erbaute Backsteinkirche wurde erstmals 1221 erwähnt. Der etwas abseits stehende 35m hohe Glockenturm datiert aus dem Jahre 1685.“ Nach einem kleinen Vortrag besichtigen wir die Kirche. Die blaue Holztonnendecke mit ihren zahlreichen goldenen Blechsternen erinnert an ein umgedrehtes Kirchenschiff. Schön und besonders. Ebenso wie die zahlreichen handgestickten Kissen in unterschiedlichen Mustern aber gleichen Farben die auf allen Kirchbänken liegen. Nie mehr ein kalter Popo!

imageMit einer kurzen Einführung und Apfelproviant für jeden Teilnehmer durchlaufen wir ab Jork das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands. Der Weg verläuft schnurgerade und scheint nie zu enden. An einer kleinen Hütte, die den Pflückern als Unterstand dient, pausieren wir kurz, um uns erneut über die Zusammenhänge von Elbvertiefung und Obstanbaugebiet aufklären zu lassen: Versalzung ist das Stichwort!

Ich habe die zweite Etappe genutzt um mit einigen Klimapilgerern ins Gespräch zu kommen. So habe ich einen Klimabeauftragten der evangelischen Kirche( leider ohne Namen ) , Herribert und Eva Katharina aus Schweden kennengelernt. Der Theologe erzählt von den Aktivitäten der Kirche zur Energie Einsparung bei ihren Liegenschaften mit Beginnn der 60er Jahre! Er ist sozusagen ein Klima-Theologe. Ein sehr sympathischer junger Mann. Herribert unterstütz die Pilgergruppe sooft er kann, um den „Bestand“ des gesamten Weges bis Paris zu garantieren. Pilgerimpulse sind ihm nicht wichtig. Eva Katharina trägt eine Wasserflasche mit der Aufschrift Pax et Bonum mit sich. Die Flasche ist in Schweden gefüllt worden. Sie erklärt mir,  das dies auf Rituale des Naturvolk der Samen zurückgeht. Sie leert und füllt die Flasche an besonderen Orten aus und auf.

So geht dieser Tag für mich mit schönen und interessanten Begegnungen zu Ende. Wir erreichen gegen 18.00 den Bahnhof von Buxtehude. Hier trennt sich der Weg der Tagespilger von den Klimapilgerern mit einem schnellen Gruß. Ein kurzes Innehalten, ein Abschiedslied oder ein paar Worte wären schön gewesen. “ Ich wünsche Euch einen guten Weg!“