Halleluja singen gehen

Wir treffen uns um 18.00 am Pilgerwegweiser der St. Jacobi Kirche. Er zeigt in die Himmelsrichtung vieler bekannter Pilgerstätte wie Santiago di Compostella, Jerusalem (5100km). Die Hafencity, unser heutiges Ziel, liegt nur einen Steinwurf entfernt. Abendlicher Pilger Spaziergang.

Ich freue mich Bernd und Michaela, eine Israel Mitreisende, wiederzusehen.

Halleluja

Hallel wie Hallal wie Loben

U wie wir

Ja wie Jave wie Gott

Wir loben Gott

Und das tun wir mit Hilfe unserer Liederzettel und Bernds Ermunterung nach Kräften, auch falsch, mitzusingen. “ Daraus wird dann irgendwann richtiger Gesang.“ Solange werde ich in die Brummer Gruppe von Bernd eingeteilt. Trifft es ziemlich.

Unser erster Stopp zwischen modernen, hoch aufragenden, eng stehenden Häusern der Hafen City. Die Sonne kann uns in der Häuserschlucht nicht erreichen. So stehen wir im zugigen und kalten Schatten und denken über Bernds Frage nach:“ Was macht es mit uns, wenn wir Halleluja singen?“ Gott zu loben und zu danken ist den meisten der kleinen Pilgergruppe vertraut und sie erzählen davon.

Das gemeinsame Singen macht mir Freude. Dieses Wort Halleluja lässt sich wirklich schwungvoll singen. Bernd ist mit dem „Sound“ zufrieden.

Zwei der jüngst angelegten Parks in dem ehemaligen Industriegebiet sind unser Ziel. Vom Brachland zur blühenden Oase. Der LohsePark verdankt seinen Namen dem Architekten Lohse, der die nahe gelegenen Elbbrücken erbaut hat. Hier herrscht heute Sommerabend Stimmung. Lange, fest installierte Stuhlreihen laden zum Sitzen und Klönen ein. Die Bäume, Pflanzen und  Rasenflächen scheinen hier natürlich hinzugehören, obwohl sie erst vor ein paar Jahren in diesem Brachland angepflanzt wurden. Halleluja.

Breite Straßen, die klangvolle Namen wie Shanghai Allee u.ä. tragen und die U-Bahn Hafencity zeigen den urbanen Charme dieses neuen Stadtteil. Allmählich erreichen wir das Ende des bebauten Abschnitt. Jenseits der Elbe der kleine Grasbrook. Dort war Olympia geplant. In den nächsten Jahren wird auch hier ein weiteres Wohnquartier entstehen.

Der Baakenhafenpark ist unser nächster Stopp. Vor der Entwicklung des Hamburger Hafen weiter elbaufwärts, war hier der Hafen. Baaken,  Wegweiser und Warnzeichen für Schiffer bei der Einfahrt in Häfen, sind die Namensgeber des Gelände.

Bernd will mit uns den Sportbereich des Parks erkunden. Beeindruckend was der Freizeit Sportler hier vorfindet: Fitnessgeräte, Basketballfeld, Trampoline, Rennstrecke für Läufer. Klassische Schaukeln und Sandkästen fehlen auch nicht. Der kleine Berg ist in dem flachen Gelände ein Höhepunkt. Bernd und sein Pilgerstab finden ihren „vertrauten Platz“.

Inmitten der Obstbäume picknicken Anwohner und genießen die grüne Oase zwischen Elbe, Baustelle und Schotter. Noch merkt man dem Baakenhafenpark an, dass er auf dem Reißbrett geplant wurde. Ich bin gespannt, wie es sich in 1-2 Jahren anfühlt.

Auf unserem Rückweg entdecken wir das Hostel von dem Bernd erzählt hat. Die Zimmer mit Elbblick sind sicher toll, zur „Landseite“ allerdings abenteuerlich.

Genau hier singen wir zwischen Bauzäunen unser letztes Halleluja von Leonard Cohen. Eine 4er Gruppe junger Männer mit Ghettoblaster hält mit ihrem Lied, nennen wir es umgangssprachlich, lautstark dagegen.  Was die Jungs wohl gedacht haben? Ein Haufen alter Leute die mit ihrem Pastor Halleluja trällern? Ihr primitives Geschrei irritiert mich. Bernd schenkt ihnen ein Lächeln und spricht weiter über die Geschichte von Nathan und David. Halleluja

Auf dem Hinweg habe ich die Gedenktafel des Hannoverscher Bahnhof im Lohse Park schon entdeckt. Bis 1906 war er der Bahnhof für alle Personenzüge die bei Hamburg die Elbe überqueren wollten; danach einer der wichtigsten Güterbahnhöfe.

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Die Gleise und der alte Bahnsteig erinnern hier aber auch an die Deportation von Juden, Sinti und Roma zwischen 1940 und 1945. Mitten in diesem neu entstandenen Park eine Gedenkstätte aus der schmerzlichsten Vergangenheit dieser schönen Stadt, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft  und Religion heute einträchtig zusammen leben.