Der Harzer Hexenstieg Erinnerungen in 6 Etappen

Zahllose Karten, Apps  und analoge Wanderführer bringen den Wanderer gut und sicher über die 100km auf dem Harzer Hexenstieg. Die persönliche Fitness entscheidet wieviel Etappen es sein dürfen. Wir haben uns sechs Tage Zeit genommen. 

Betrachten wir es zuerst sportlich: das Höhenprofil der Streckenabschnitte fällt in die Kategorie leicht bis mittelschwer. Kondition, Rucksackgewicht und Wetterverhältnisse können daraus schnell eine andere, individuelle Kategorisierung machen. Der Auftakt ab Osterode hat es in sich, unsere Einschätzung: Kategorie schwer!

In herausfordernden Zeiten ist es ratsam den Körper zu hegen und zu pflegen. Auf unserer täglichen Menü Liste stehen: Bananenbrot, SchokoNuss Riegel, Tee, Magnesium und Vitamine. Die abendliche warme Mahlzeit, regional deftig, füllt unsere Energiespeicher mit geschätzten 2000kcal. Passt!

Der zweite Blick gilt den kulturellen Highlights: einiges zu Entdecken auf der Reise. Die Oberharzer Wasserwirtschaft. Das UNESCO Welterbe ist das größte und bedeutendste System aus Teichen, Gräben und Wasserläufen. Genutzt wurde das  Wassersystem für die Stromerzeugung im Bergbau und später zur Bewässerung. Der Goetheweg. Auf seinen Spuren (1777)  von Torfhaus zum Brocken queren wir über Holzbohlen Segmente eine Moorlandschaft. Die Natur zieht uns hier ganz in ihren Bann, irgendwie magisch. Nächtliche Lichter, die in früheren Zeiten als Moorgeister für Grusel sorgten, haben wir nicht gesehen. Dabei handelt es sich eigentlich um Fäulnisgase. Der Attraktion von Mooren waren die Geistergeschichten sicher dienlicher. Der Ahrensklint. Einige kleinere Granitfelsen, sogenannte Brockenkinder, konnten wir beim Brockenabstieg bestaunen. Der Ahrensklint ist für Wanderer mit Eisensteigen gesichert. Der kleine Aufstieg lohnt sich für einen fantastischen Blick bis zum Wurmberg. Die Tropfsteinhöhlen. Einige der spektakulären Tropfsteinhöhlen im Rübeland haben wir nur im Wanderführer gesehen. Die „Notausgänge“ der Höhlen, gesichert mit schweren Eisentoren und gruseligen Puppen mit Warnweste, säumen unseren Weg nach Neuwerk an der Bode.

Eine kleine Zeitreise hat uns allabendlich erwartet. Mit Charme und Gastlichkeit zurück in die 80er Jahre.

Die Pixhaier Mühle. In der Abenddämmerung ein verlassen wirkendes Hotel mit wenigen erleuchteten Zimmern. Sind wir die einzigen Gäste? Wirkt alles aus wie aus einer anderen Zeit. Ein stilvoll mit Tischdecke und Stoffservietten eingedeckter Tisch und eine Hotelbesitzerin die uns zu später Stunde ein Abendessen serviert. Die Speisekarte mit Cordon bleu, Schnitzel nach Art des Jadherren mit Champignonrahmsauce erinnern mich an meine Kindheit. Der sogenannte Vorspeisensalat versetzt meinen Sohn und meine Enkelin in Begeisterung. Wir sind im Glück. 

Das Landhotel in Altenaue. Etwas abseits des Hexenstiegs queren wir verlassene, verwitterte Schlepplifte und Skiverleihe. Das Landhotel im rustikalen „Alpenlook“ finden wir im lebendigen Ortskern inklusive Supermarkt, der erste und einzige auf unserer Wanderung. Der Wirt hat ein Appartement für uns. Wir genießen selbiges und ein kalorienreiches Abendessen. Käsespätzle  bescheren uns heute ein Kalorien Hoch.

Das Brockenhotel ist nach einem herausfordernden Aufstieg unsere Rettung. Modern, mit genug Platz für unsere Adrenalin geschwängerte gute Laune. Die Aussicht aus den großzügig verglasten Zimmern bleibt uns leider verwehrt. Der Brocken liegt an ca. 300 Tagen im Jahr in völligem Dunst.

Die Bode Lodge ein Hotel zum Bergfest feiern. Die Architektur zeugt noch von Charme früherer Zeiten. Nach Renovierung in herrlichem Wohlfühl Ambiente. Die gastfreundlichen Betreiber ganz im Heute. Offene Wünsche?Keine!

Zum Harzer Jodlermeister. Hier tauchen wir nochmal tief ein in die Hochzeit des Harz Tourismus. In den 80er Jahren Austragungsort für Jodler Wettbewerbe. Die alten Fotos zeugen von einer Zeit, die wir erst als schräg und später als etwas Besonderes begreifen. Beim Frühstück im alten Fest-und Speisesaal bestaunen wir Rosenthal Porzellan, eine mit Trophäen dekorierte Bar und eine Hausdame, die wir auf einem der alten gerahmten Fotos als Jodlerin wiederzukennen glauben. Hier hätte jeder Locatin Scout seine wahre Freude.

Jeder Weg hat seine Worte – bei uns sind es Drei.

Das Kind hüpft wieder. Mit einem SchokoNussRiegel wird der Kohlenhydrat Speicher meiner Enkelin aufgefüllt und sofort setzt sie sich wieder wohlgemut in Bewegung.

Salamibrot Lied,  gesungen das Signal zur nächsten Pause

Himalaya Moment. Brockenaufstieg, wir sind eingehüllt in Nebel, Regen und Hagel. Der Orkan fegt über uns hinweg. Meine Enkelin umschwirrt ihren Papa wie ein kleiner Schmetterling um ihn auf der letzten Steigung zu begleiten und zu ermutigen. „Gleich haben wir es geschafft schau, da ist es schon!“ Mein Erinnerungsmoment für die Ewigkeit.