In der 3. Novemberwoche liegen 20 Tage Lockdown light und zwei Ministerpräsidenten Konferenzen hinter uns. In Amerika hat ein demokratischer Kandidat die Wahl zum 46. amerikanischen Präsidenten gewonnen.
Bei unserem morgendlichen Frühstücksgespräch wird die Zeit langsam knapp um die tägliche Informationsflut auszutauschen und abzugleichen. Unserem Jahrgang entsprechend sind das in erster Linie die Sendungen des öffentlich-rechtlichen TV, der ausge(er)wählten Tagespresse und Nachrichtenformate. Völlig unzeitgemäß? Findet zumindest mein Sohn. Einmal in der Woche bringt er uns auf den einzig wahren, den youtuber Stand des Weltgeschehen. Da hilft nur zuhören und gleichmäßig ein-und auszuatmen.
Wie Balsam für meine Nerven sind dann Erklärungen und Einordnungen von Menschen mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund, wie in der von mir täglich konsumierten Kulturzeit. Politiker und Wissenschaftler wie Epidemologen, Virologen und Modellierern, die Zahlen in Modellen darstellen, wandern derweil abendlich durch alle Talk Formate. Die Journalisten, die sogenannte 4. Macht im Staat, wetteifern mit den klügsten Fragen, um die detailliertesten Antworten, das Lüften von politischen Plänen und Verstrickungen, Erläuterung wissenschaftlicher Studien für jedermann.
Einatmen -und Ausatmen!
Mit Ausrufen des Lockdown zeigt sich am Monatsbeginn wieder die Sonne und die Stadt in den schönsten Herbstfarben. Wir bleiben zu Hause/same. In den Supermärkten wird das Toilettenpapier knapp, Hamsterkäufe/ same. Hotel und Gaststätten müssen schließen/ same. Theater, Oper und Kino sind geschlossen/same. Einzelhandel, Friseure, Kitas und Schulen bleiben geöffnet/different. Quarantäne und Testpflicht für Auslandsreisen/ different.
Das lautstarke Ringen der Ministerpräsidenten um diese Entscheidungen macht es nicht besser. Was für die einen höchstens geht ist für die anderen das Minimum. Die Live Übertragung der Zoom Konferenz der Ministerpräsidenten zeigt das Ausmaß der Uneinigkeit. Grundlage für alle Maßnahmen ist die Höhe der Neuinfektionen, die sogenannte Inzidenz, von Modellierer als anschauliches Diagramm dargestellt. Die Kurve geht Ende Oktober steil nach oben und fällt nach drei Wochen Lockdown gering ab. Es bildet sich ein Plateau.
Stoff für noch mehr Kontroverse, da der Wert nicht wie angekündigt sinkt. Und ob er überhaupt sinken muss, und durch welche Maßnahmen, und welche sind gerechtfertigt, und welche bezahlbar, und welche gerecht, und welche rechtens, undundund. Und ehe man sich versieht steht man inmitten der Verschwörer und Querdenker, oder?
Größtes Aufreger Thema ist allerdings die Verordnung zum Tragen des MundNasenSchutz. Begonnen mit dem Tragen im Einzelhandel nach Aufhebung des Lockdown, gab es in Hamburg zwischenzeitlich ein Papier mit Straßennamen und Abschnitten zwischen festgelegten Hausnummern wo Maskenpflicht besteht. Kein Scherz!
Nicht zuletzt die Mantra ähnliche Wiederholung der Virologen über die unbestrittene Wirksamkeit des MundNasenSchutz registriere ich in meinem Umfeld als überwiegende Akzeptanz. Bei mir sieht das so aus: Alltagsmaske draußen mit großem Abstand zu anderen, ffp2/3 im öffentlichen Nahverkehr und Arbeitsbereich mit Kunden oder Klienten. Zur Wirklichkeit gehören aber auch die Menschen, die keine tragen oder unter der Nase/ dem Kinn tragen.
Womit ich bei dem größten Unterschied zum Lockdown im Frühjahr bin/different. Am MundNasenSchutz wird die Freiheit in unserem Land festgezurrt. Der Wandel unserer Demokratie zur Diktatur wird lauthals skandiert, natürlich ohne Maske. Bei Demonstrationen in Berlin und anderen Großstädten nutzen Andersdenkende Menschen den Moment um ihre rechten oder queren Gedanken zu äußern. Beim Thema Impfen ist die Auseinandersetzung dann endgültig auf dem Höhepunkt.
Corona Test und häusliche Quarantäne ist in diesem Herbst auch in unserer Familie angekommen. Bange 7 Tage bis in allen Fällen das negative Ergebnis da ist. Besonders herausfordernd für meine Berliner. Quarantänezimmer, Besuchszeiten für die anderen Elternteile und Isolation von Geschwistern.
Trauriges Ergebnis ist die Absage unseres Familientreffen am 2. Advent in Berlin.