Kühlungsborn – Warnemünde

Auch der 3. Morgen auf unserer Ostsee- Rad -Tour weckt uns mit strahlendem Sonnenschein. Heute sind alle früh auf den Beinen um schon um 9.00 auf dem Rad zu sitzen. Plattfuß! Brigitte hat einen platten Vorderreifen.

Dieser Umstand verschafft mir etwas Zeit für die Organisation meiner Rückfahrt mit der Bahn. Laut DB lassen sich keine Fahrradkarten für die heutigen Verbindungen Rostock/ Hamburg buchen. Okay, also ein Ticket ohne Fahrradkarte und auf mein Glück vertrauen. Erfahrene Bahn/Radreisende berichten von übervollen Fahrradabteilen, Staus vor den Fahrstühlen beim Umsteigen und knapp verpaßten Zügen.

Nach knapp 30 Minuten ist das Rad geflickt und wir starten nochmal neu. Entlang der Küste geht es über Heiligendamm nach Warnemünde. Heute am Freitag radeln viele Urlauber die kurzen Etappen zwischen den Badeorten gemütlich dahin. Wir teilen uns den schmalen Weg mit ihnen und den Profi Wochenend-Radler-Gruppen. Nicht zu übersehen in ihren neongelben, grünen, orangen und pinken Trikots. Dezente Grau-und Naturtöne sind den vornehmen Gästen im Grand Hotel Heiligendamm vorbehalten. „Den Badischen“ genügt ein ferner Blick auf die Seebrücke und Hotelanlage.

Die letzten 8 km bevor ich die Gruppe in Warnemünde verlasse. Mit der Fähre überquert diese hier die Warnow auf ihrem Weg nach Fischland. Alle begleiten mich vorher durch das Stadtzentrum Richtung Bahnhof. „Hübsche Cafés und schöne Laden gibt es hier“. Meine Begeisterung wandelt sich in blankes Entsetzen als wir den Bahnhof und das Kreuzfahrt Terminal in unmittelbarer Nähe erreichen. Zwei der Giganten liegen dort vor Anker und „spucken“ tausende Passagiere aus. Nichts wie weg hier.

Ich entscheide mich spontan in die abfahrtbereite S-Bahn einzusteigen. Das verschafft mir in Rostock etwas mehr Zeit zum Umsteigen. Eine kurze Umarmung mit meiner Freundin, der Gruppe schicke ich aus der Bahn liebe Grüße und Wünsche für die Weiterfahrt.

Der Umstieg in Rostock ist auf dem gleichen Bahnsteig, super. Mehr super gibt es dann aber nicht: der Zug ist voll mit Strandurlaubern, Schülern auf Klassenfahrt, Kinderwagen und Fahrrädern. Ich schaffe es auch noch hinein. Froh, dass es geklappt hat, lasse ich mich in den Heimat Bahnhof rollen.

Boltenhagen – Kühlungsborn

Das Landhotel Ferienpark bietet alles was der Ostsee Radler braucht: einen sicheren Schuppen für´s Fahrrad, eine gute Dusche, handfeste Mahlzeiten und ein (halbwegs) gutes Bett zur Regeneration. Alle Zimmer im 70- er Jahre DDR Charme, herrlich.

Pünktlich um 9.30 aufsitzen – „autsch tut mein Po weh“. Erst geht es eine steile Abfahrt zur Ostsee runter und da merke ich es, meine Trinkflasche ist an der Rezeption stehengeblieben. Die Triathlon Flasche lasse ich auf keinen Fall zurück. Umdrehen und  fröhlich im kleinsten Gang den Aufstieg nehmen. Frühstart.

Der Ostsee Radweg ist auf diesem Abschnitt das erste Mal direkt hinter dem Strand. Wir passieren Campingplätze, ein Kinderland-Spielparadies, eine Beach Lounge und Parkplätze mit ausreichend Kapazität für Strandbesucher. Eine Überquerung  der Landstraße bringt uns wieder in Wiesen, Felder, Häusern umsäumt von Stock-und Kletterrosen. Und immer wieder kleine Ausblicke auf weiße Segel am Horizont. Kirschbäume mit reifen Früchten laden zum Halt ein, leider sind sie in Mannshöhe alle abgepflückt. Landidylle in Mecklenburg-Vorpommern.

In der Ferne sehen wir dann Industrie, die Vorboten von Wismar. Kurz vor der Stadtgrenze durchfahren wir eine Schrebergarten Kolonie. “ Lieder der Nacht für uns gemacht, aha“ schmettert da Marianne Rosenberg. Das traut sich kaum noch jemand so laut und öffentlich zu dudeln. Mich freut´s und der Ohrwurm ist garantiert.

Meine Freundin und ich wollen unbedingt etwas von der Stadt sehen. Zum  Marktplatz schaffen wir es mit den Anderen, auch um kurz eine Kaffee Rast zu machen. “ Den Hafen sollte man sich auch unbedingt anschauen!“ findet kaum Echo in der Gruppe, aber……wir kommen an ihm vorbei. Ein kurzer Blick auf die bunten Kutter und schwimmenden Fischgeschäfte. Fischbrötchen? Essen wir beim nächsten Wismar Besuch. Heute radeln wir weiter, vorbei am Industriegebiet mit riesiger Werft Halle und Halden von Holzstämmen zur Verarbeitung von Paletten. Riecht wenigsten gut nach frischem Holz.

“ Jetzt fahren wir den Radweg parallel zur Straße.“ stimmt uns Alex auf die nächsten Kilometer ein. Mit kleinem Gang bergauf, runterrollen lassen und dann rechtzeitig mit großem Gang Schwung holen und mit kleinem Gang bergauf. Langsam habe ich den Bogen raus.

Südlich von Rerik schlängeln sich der Weg entlang des Salzhaff. Schönes Fotomotiv die Mühle am Salzhaff. Ein Haff bildet sich durch einen Sandhaken, Nehrung, der das Haff vom Meer abtrennt. Das Brackwasser enthält 12 Promille Salz, Salzhaff. Im Hafen von Rerik gönnen wir uns eine zweite Pause und ich mir einen Ostsee Flip, Sanddorn mit einer Kugel Vanilleeis. Kurz die Meerjungfrau bestaunen und wieder rauf auf´s Rad Richtung Tagesziel Kühlungsborn.

Sowas kommt von sowas. Meine Freundin und ich haben in voller Fahrt die Abzweigung verpasst und werden dafür auf unserem kleinen Umweg mit den zwei höchsten Erhebungen des Tages „belohnt“. Nach knapp 70km erreichen wir das schöne Seebad Kühlungsborn. Unsere Pension liegt an der Seebrücke ganz am Ende des Ortes. Alte Bäder Architektur, strahlend weiß verputzt, gepflegte Parkanlagen, einladende Strandpromenade, hellblaue Strandkörbe und nette Gäste wohin wir schauen. Unsere Unterkunft ist auf den ersten Blick nicht so strahlend weiß. Die Zimmer, Frühstücksraum und Café zeigen dann den sanft renovierten alten Glanz. Hellblaue Stoffe und viele andere kleine Details machen es zu einer Pension nach meinem Geschmack. Hier würde ich jederzeit wieder einkehren. Der Preis inklusive eines gesunden Frühstück machen es perfekt.

Vor dem gemeinsamen Abendessen genießen wir beiden Frauen die Sommerabend Stimmung am Strand. Ein perfekter Tag!

Ostseeküsten – Radweg 2

Als die Anfrage meiner Freundin aus Wiesbaden kam, mit ihr und vier Freunden den Ostseeküsten Radweg, zumindest in Teilen,  zu fahren bin ich sofort begeistert.

Die Strecke direkt „vor unserer Haustür“ ist jenseits von Lübeck Neuland für mich. Die alten Ostseebäder reihen sich wie Perlen an einer Schnur. Schon beim Vorlesen entstehen Bilder von schöner alter Bäder Architektur, endlosen Stränden, weißen Segeln und viel Natur.

Meine  Freundin Sabine hat die notwendigen professionellen Fahrradrucksäcke zum Ausleihen. Das übrige Equipment habe ich, es ist dem beim Pilgern sehr ähnlich. Apropos, ich bin gespannt welche Parallelen es sonst gibt.

Treffpunkt 9.20 Lübeck Hbf. An einem Wochentag sind kaum Radler in der  Regionalbahn. Ich kann mich im Fahrradwaggon bequem ausbreiten, Müsli und einen ersten Kaffee genießen und das Hamburger Abendblatt lesen. Kurzurlaub. Am Bahnhof einen kurze Vorstellungsrunde und schon heißt es Aufsitzen. Voraus fährt Alex, der die Fahrradkarte hat und auch sonst den Plan, hoffe ich. Der Endpunkt der Tagesetappe ist nämlich noch ungewiss, ein Quartier nicht gebucht.

Innerhalb der Stadt muss jeder konzentriert fahren. Das Überqueren von Ampeln und Kreuzungen ist in der 6er Gruppe nicht nur für uns eine Herausforderung. Der Ostseeradweg zeigt sich allmählich in schmaleren Straße und rutschigen Sandwegen. Der erste Sturz – ohne Schäden für Fahrer und Rad. Durch Wald und Feldwege geht es Richtung Travemünde.

“ Ich laufe vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Deutschlands.“ erzählt uns eine Wanderer an einer Weggabelung. “ Am Ellbogen auf Sylt bin ich gestartet.“ 400km ist er in 2 Wochen bis Lübeck gelaufen. In Garmisch werden es am Ende 1400km sein. Während ich ihm noch nachschaue werden mir zwei Dinge klar: Wandern ist meine Reiselust. Mir fehlt der Mut eine große Pilgerung alleine zu machen.

Gegen Mittag sehen wir von weitem das „Wahrzeichen“ Travemündes: das Hochhaus mit riesigem Logo Maritim Hotel. Eine typische Bausünde aus den 60er Jahren. Die Wiesbadener gönnen sich eine Stück Niederegger Torte inmitten des Fußgänger Trubel. Mir bleibt der Charme dieses Ortes verborgen. Auf einer Bank Blickrichtung Ostsee genieße ich mein Lunchpaket.

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Mit der Fähre, öffentlicher Nahverkehr,  geht es herüber nach Privall, einer 3km langen Halbinsel. Der Ostseeradweg führt hier entlang der Steilküste, bergab bergauf. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Die alte Radfahrer Weisheit, dass der Wind immer von vorne kommt, bewahrheitet sich heute erfreulicherweise nicht. Der ständige Höhenunterschied fordert schon meine ganze Kraft.

Für den Rest des Tages ist das mein Ausblick: links unzählige Zugänge zum Strand mit kleine Ausschnitten der Ostsee, rechts Roggen, Weizen, Gerste und Raspfelder mit blauen und roten Farbtupfen. Kornblumen- und Mohnblüten.

Am späten Nachmittag erreichen wir unsere Tagesetappe Boltenhagen. Bevor wir unser Quartier in weiteren 8km Entfernung Richtung Wismar erreichen, genießen meine Freundin und ich ein Stück Kuchen in einem Traditions Café in Strandnähe.

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